Um 9.15 Uhr fährt Cipriano Ramos von Oletrips seine heutigen Tour-Teilnehmer nach Frigiliana – dem weißen Dorf der drei Kulturen. Es heißt so, weil vor der Rückeroberung Andalusiens durch die katholischen Könige im Jahr 1485 Juden, Christen und Araber – also drei unterschiedliche Kulturen – friedlich in Frigiliana zusammenlebten. Während des Rundgangs durch die Gemeinde sieht man immer wieder die Symbole Stern, Halbmond und Kreuz. Sie stehen für die unterschiedlichen Kulturen.
Das erste große Highlight der Tour ist die alte Zuckerrohr-Fabrik. Sie ist die einzige Fabrik in ganz Europa, die Zuckerrohr-Honig noch auf traditionelle Art und Weise produziert. Nur ein einziges Mal im Frühjahr kann man die Fabrik von innen besichtigen.
Von der Fabrik aus geht es weiter die schmalen Gassen entlang, wo besonders der Baustil ins Auge fällt. Er besteht aus einer Mischung von christlichen und arabischen Elementen und wird Mudéjar genannt. In Frigiliana gibt es zahlreiche Objekte im Mudéjar-Stil zu sehen: ob alte Torbögen, verzierte Wege oder die Kirche San Antonio, die die Tour-Teilnehmer ebenfalls besichtigen. Sie ist auf den Resten einer alten arabischen Moschee entstanden.
Wo die engen Wege und Gassen hinabführen, führen sie an anderen Stellen wieder bergauf. So führt Ramos die Tour-Teilnehmer zu einer Aussichtsplattform mit Blick über die gesamte Gemeinde. Dieser Ort ist deshalb besonders, weil sich hinter der Aussichtsplattform ein Felsen befindet – der Péñon de Frigiliana. Und dieser hat eine traurige Geschichte. Nach der Reconquista durften die Araber zwar weiterhin in Frigiliana wohnen, allerdings wurden sie von den Christen nicht akzeptiert, was zu einer ungerechten Behandlung und zu Spannungen zwischen Christen und Arabern führte. Diese Spannungen entluden sich im Jahr 1568, als es zahlreiche Aufstände im gesamten Königreich Granada gab. Diese Aufstände wurden bei der Schlacht am Péñon de Frigiliana brutal niedergeschlagen.
Zirka zwei Stunden lang (inklusive Pausen) führt Cipriano Ramos die Tour-Teilnehmer durch die Gemeinde und erzählt deren umfangreiche Geschichte.
Von Frigiliana aus führt eine Serpentinen-Straßen in Richtung Acebuchal. Zirka drei Kilometer vor der Ortschaft muss Cipriano Ramos in einen Feldweg abbiegen – die einzige Zufahrt aus dieser Richtung. Auch Handy-Empfang gibt es jetzt nicht mehr. Nach zirka 15 Minuten kommt das Olevan, wie Cipriano Ramos seinen Van nennt, in Acebuchal an. Das Dorf befindet sich in einem Bergtal umringt von großen Felsen und zahlreichen Bäumen.
Ursprünglich wurde Acebuchal im 17. Jahrhundert gegründet. Es war ein Ort, an dem sich die Maultier-Treiber auf ihrem Weg von Málaga nach Granada erholen konnten. Im Zuge des spanischen Bürgerkriegs wurden im Jahr 1937 zahlreiche Dorfbewohner von den Faschisten Francos hingerichtet. Diejenigen, die überlebten, flohen in die Berge und schlossen sich zu einer Guerilla-Kampftruppe zusammen, die nach dem spanischen Bürgerkrieg 1939 gegen die von Franco eingesetzte Guardia Civil kämpften. Im Zuge des Guerilla-Kriegs verließen 1948 alle Anwohner auf Befehl der Behörden das Dorf Acebuchal.
50 Jahre lang glich das Dorf einer Geisterstadt. Daher stammt auch der Titel "das verlorene Dorf". 1998 kam dann einer der Vertrieben zurück und fing damit an, das Dorf ohne Maschinen und Elektrizität wieder aufzubauen. Sein Name war Antonio "El Zumbo". Heute vermietet die Familie von Antonio in Acebuchal ein paar Häuser und betreibt ein Restaurant. Das Restaurant ist auf jeden Fall einen Besuch wert, da es unter anderem selbstangebaute Produkte anbietet. Antonio trifft man auch heute noch in Acebuchal an. Die Tour-Teilnehmer hatten die Ehre, "El Zumbo" in einem kleinen Souvenirladen kennenzulernen, in dem Kunsthandwerk und natürliche Produkte aus der Region verkauft werden.
Der Ausflug mit Oletrips zu den Dörfern Frigiliana und Acebuchal eignet sich für die ganze Familie. Er dauert insgesamt vier bis fünf Stunden. Ein traditionelles Mittagessen im Restaurant in Acebuchal ist bei der Tour mit inbegriffen. (Redakteur/Fotos/Video: Michael Trampert)